Living Democracy - Together (2012)
Einen detaillierten Bericht finden Sie im Rundbrief vom Oktober 2012
1. Zielsetzungen
Mit dem Seminar zum Thema „Living Democracy – Together” bezweckte die Schweizerische Helsinki Vereinigung den Wunsch der bosnischen Jugendlichen nach Weiterführung des Dialogs und nach Vertiefung der Thematik aufzunehmen und sich auf die beiden Themen „Demokratie und Menschenrechte“ sowie „Demokratie und Medien“ im Rechtsstaat zu konzentrieren; den Jugendlichen bewusst zu machen, dass eine echte Demokratie ohne funktionierenden Rechtsstaat nicht auskommen kann; den Jugendlichen aufzuzeigen, wie wichtig es für die Demokratie ist, selber eine aktive Bürgerin/ein aktiver Bürger zu werden, die/der sich am Gemeinwohl orientiert und Verantwortung in der Gemeinschaft übernimmt; den Jugendlichen Wege zu weisen, wie sie ihre Anliegen in der Praxis nachhaltiger formulieren und in den geeigneten Gremien einbringen können; mit der Einladung zusätzlicher Studierender aus der Schweiz zur Teilnahme am Seminar den Austausch und das gegenseitige Verständnis zwischen bosnischen und schweizerischen Jugendlichen zu fördern.
2. Thema
Das Thema „Living Democracy – Together“ weist auf die Bedeutung der Demokratie im Rechtsstaat als ein gelebtes Miteinander hin, geschützt durch die Achtung der Menschenrechte, inspiriert und begleitet durch freie Medien. Die theoretischen Grundlagen durch die Übernahme der Europäischen Menschenrechtskonvention im Dayton-Abkommen, durch den Verhaltenskodex für JournalistInnen sind in Bosnien und Herzegowina vorhanden. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus und entmutigt viele Menschen, vorab die Jugendlichen. Die bisherigen Konzepte des Menschenrechtsschutzes und der Demokratieförderung haben sich im gesellschaftlichen Alltag als mangelhaft erwiesen. Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen scheinen oft sogar durch sie genährt zu werden. Wie kann dies geändert werden? Wie kann insbesondere in der immer noch angespannten Lage ein friedliches Zusammenleben unter den verschiedenen Gruppen gestaltet werden?
3. Workshops
Der Thematik entsprechend soll diesmal nur in zwei Workshops gearbeitet werden, mit Schwerpunkt einmal auf den Menschenrechten, einmal auf die Medien. Für beide Workshops haben sich die beiden bosnischen und schweizerischen Ko-Leiter des letzten Jahres abermals zur Verfügung gestellt; in jedem Workshop werden rund 15 aus den Teilnehmenden am letztjährigen Seminar in Jajce ausgewählte Jugendliche und einige Schweizer Studierende mitarbeiten. Die grösseren Gruppen pro Workshop erlauben den Einsatz von mehr Rollenspielen und die Behandlung von Unterthemen im kleinen Kreis, zusätzlich zur Behandlung konkreter Fälle aus Bosnien und Herzegowina und der Schweiz. Darüber hinaus wird eine engere inhaltliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Workshops angestrebt, deren Themen sich an vielen Stellen überlappen.
Im Workshop zu den Menschenrechten geht es diesmal darum, dass die Demokratie von aktiven, am Gemeinwohl orientierten Bürgerinnen und Bürgern lebt, die am politischen Leben teilnehmen. Integration aller Beteiligten, besonnenes, konsensorientiertes Handeln, Achtung der Meinungsäusserungsfreiheit und der Meinungsvielfalt sind in der Politik und in der Zivilgesellschaft gleichermassen wichtig. Populismus ist eine dauernde Herausforderung für die Demokratie und kann Menschenrechte verletzen. Wie kann die auf dem Mehrheitsprinzip aufgebaute Demokratie die Diskriminierung von Minderheiten verhindern? Im Workshop zu den Medien stellt sich diesmal die Frage, wie ein Mediensystem entstehen kann, das tatsächlich der Demokratie dient und sich nach freiheitlichen Grundsätzen richtet. Wer finanziert und kontrolliert mit welchen Beweggründen die Medien? Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen den Medien und der Regierung sowie den Behörden? Wie können Medien ihren Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung legitimieren? Und wie gelingt es ihnen, eigene Kriterien und Qualitätsmassstäbe transparent zu machen? Möglicherweise werden die Teilnehmenden die Entdeckung machen, dass es keine ideale Beziehung zwischen Medienschaffenden und Staat geben kann, dass Spannungen zu einer lebendigen Politik und zu kritischen Medien gehören.
4. Ablauf des Seminars
Das Seminar wird mit je einer Plenarsitzung beginnen und enden. In der ersten Plenarsitzung wird eine mit dem Thema vertraute Persönlichkeit zu den Jugendlichen sprechen. Im Schlussplenum werden die Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert sowie allfällige künftige Aktivitäten besprochen werden.